Subjektiv war es auf der heutigen Demo gegen Studiengebühren grandios. Nicht weil die Demo einen besonders tollen Ausdruck hatte, auch nicht weil sie verhältnismässig gross war, das hat nur reingespielt. Aber es macht einfach Spass, zusammen mit einer kleinen lautstarken crew so eine Demo mitzuprägen, und am meisten Spass wenn mensch die Demo dabei nicht eben ernst nimmt. Und besonders ernstnehmbar war die Demo nicht. Klar, der Anlass ist schon richtig. 585 € im Semester, fast ein Hunni im Monat, uns allen fiele besseres ein als dieses Geld den Unis zu schenken.
Aber ein paar Sachen, die da so geäussert wurden waren einfach mal bescheuert. Mein Favorit ist fast der Sprechchor „Das Ergebnis dieser Wahlen, wir wollen nicht für Bildung zahlen.“ Die letzten Wahlen waren ein Erfolg für die FDP, die ist zwar gegen das Rauchverbot, aber sicher nicht gegen Studiengebühren. Inhaltlich katastrophal, aber immerhin nur von wenigen getragen, war das Transpi mit der Aufschrift „Elite = Hartz IV?“. Davon abgesehen, dass „Elite“ in dieser Gesellschaft den Anspruch ausdrückt besonders konkurrenzgeil und rücksichtslos zu sein, impliziert das Transpi auch, dass ALG II für die nicht-Elite durchaus OK und angemessen ist.
Sauer an der Demomoderation sind mir vor allem die Situationen vor der Staatskanzlei und bei der Abschlusskundgebung aufgestossen: Ein Vorredner plärrt via Mikro immer wieder „Auf die Knie! Auf die Knie!“, was die meisten der Studis auch machten. Das ganze sollte eine Synchron-Aufsteh-Choreografie einleiten. Egal zu welchem Zweck, dass sich 2-3000 Leute auf Befehl vor die Staatskanzlei knien spricht nicht für ihre Intelligenz, und etwas vergleichbares habe ich davor bei Demos auch noch nicht erlebt.
Aber, wie gesagt, es ist durchaus gelungen, die Demo ein Stück weit mitzuprägen, und vielleicht ein paar Studis auch etwas zu vermitteln: Es wird zwar selten (ausser von Zecken wie uns) ausgesprochen, aber Studieren hat ausser bei ganz grossen Streber_innen immer auch den Zweck, die Mühlen der Lohnarbeit ein wenig später zu betreten – absolut legitim, und vor diesem Hintergrund sind auch Parolen wie „Für Deutschland keinen Finger krumm! 60 Semester Minimum!“ oder „Wir bleiben unserm Motte treu – Asozial und arbeitscheu!“ auf eine gewisse, nicht immer nur positive, Resonanz bei den Studis gestossen. Wenn Schule oder Studium als eine teilweise Auszeit von einer Vollzeit-Lohnarbeit gesehen wird, macht es übrigens auch Sinn sich darüber Gedanken zu machen wie diese Auszeit konkret aussieht – G8 oder Gesamtschule, Magister- oder Bachelorstudiengang, um jetzt mal bei den ganz gebildeten zu bleiben.
Unter den inhaltlichen Inputs von linksradikaler Seite wurde aber die altbewährte Parole „Bildung für alle, sonst gibts Krawalle!“ am besten aufgegriffen. Durchaus logisch, auf einer Demo unter dem Motte „Kick it like Hessen!“ Dort haben die Studis kluge Dinge getan, wie Bundesstrassen, Autobahnen oder Univerwaltungen besetzen. Der so aufgebaute öffentliche Druck hat in der Auseinandersetzung sicher nicht geschadet.
Aber zurück nach München – wir hatten durchaus Spass, und haben auch als Mini-haufen ein bisschen was rübergebracht. Die nächste Gelegenheit dazu kommt bald – am 12.11 ist Bundesweiter Schulstreik, auch in München sind Aktionen geplant. Nichts wie hin!
16 Antworten auf “Support your local Bildungsprotest!”
- 1 Trackback am 31. Oktober 2008 um 0:15 Uhr
- 2 Trackback am 13. November 2008 um 16:02 Uhr
- 3 Pingback am 27. November 2008 um 14:15 Uhr
- 4 Pingback am 28. November 2008 um 14:05 Uhr
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Naja, also ich finde du siehst das so negativ. Das mit dem „Ergebnis dieser Wahlen“ meine eher die Niederlage der CSU. Aber das mit dem Hinknien fällt mir jetzt erst auf. Ich hab das da einfach als so eine art Nano-Sitzsreik gesehen. War wohl eher ein Gag und fand ich schon witzig. Hat halt einfach dann nicht die Symbolik wie bei der EM+WM.
Ich war aber erstaunt, dass es doch so viele Leute waren.
3.000 leute ist ja für münchner verhältnisse ganz gut, die letzte studi-demo auf der ich war, waren knappe 500…
wäre natürlich toll, wenn der atem etwas länegr halten würde und noch die eine oder andere aktion nachfolgen würde. das wäre dann auch für die radikale linke in münchen die chance vielleicht inhaltlich und organisatorisch zu intervenieren…
Schön wie die Linke es immer wieder schafft jeglichen Protest von Gemäßigten danieder zu schreiben.
Natürlich kann man an der Art und Weise der Demonstration einiges kritisieren, schließlich war ein Großteil der Teilnehmer wohl zum ersten Mal auf einer Demo.
Das Hinsetzen war eine spontane Aktion, die ein „Vorredner“ aufgegriffen hat und wohl kurz davor war eine „humba humba“ anzustimmen. Die meisten Leute sind halt solche Massenveranstaltungen nur durch EM/WM gewohnt.
Jedoch muss man sagen, dass so gut wie alle mitgemacht haben. Dadurch wurde gezeigt, dass die Studenten durchaus fähig sind auch mal eine Straße zu blockieren. Hinter den Sinn der Sache werden die Demonstranten und Vorredner auch bald kommen…
Mit Massendynamiken a la WM, wo alle wie gleichgeschaltet auf ein Spektakel starren oder gleich Befehle ausführen habe ich ein krasses Problem, ich finde sowas einfach gruselig. Überspitzt gessagt, wer auf Befehl auf die Knie geht, macht auf Befehl vielleicht was ganz anderes. Wenn die Leute grosse Crowds nur von der EM oder WM kennen, ok – aber eine Demo ist kein Zuschauersport, es geht darum sich aktiv und selbstständig einzubringen.
Also: Wir haben zu zweit oder dritt angefangen „hinsetzen, hinsetzen“ zu rufen und haben uns hingesetzt. Die Leute um uns herum haben am Anfang ein bisschen blöd geschaut, haben aber dann recht schnell mitgemacht. Der eine „Vorredner“ hat dies dann aufgegriffen und hat dummerweise mit „auf die Knie“ weitergemacht.
Man hätte theoretisch durchaus länger sitzenbleiben können. Ich wäre gespannt gewesen, was dann passiert wäre…
Ich meine auf Demos finden genauso „Massendynamiken“ statt, die von wenigen(anonyme/unbekannte Megafon-Träger) gesteuert werden können. Ohne Organisation würde wohl (noch) weniger passieren. Wenn niemand der Massendynamik folgen würde wären wohl auch keine gemeinsamen Sprechchöre möglich.
Was das Hinsetzen ver der Staatskanzlei und am Maximiliansplatz sollte, habe ich schlichtwegs nicht begriffen. Sinnvoll wars aber am auf der Maximiliansstrasse, vieleicht checken mehr von den Studis das nächste mal dass es durchaus Sinn macht auch mal ein Strasserl, gerne auch eine von Münchens protz-Meilen, dicht zu machen.
Zwei indymedia-kommentare, die ich interessant finde:
Ja, die Kommentare sind tatsächlich interessant!
Ich finde den Titel „kick it like hessen“ nicht gelungen, wir müssen schließlich ein eigenes Profil haben.
Bei der ganzen Sache muss man bedenken, dass wir hier eben in München und nicht in Frankfurt sind.
Das wichtigste an der Demo am Donnerstag war, dass schon mal verhältnismäßig viele Leute teilgenommen haben und wohl der Großteil dazu bereit ist, bei der nächsten Demo/Aktion zu kommen und auch noch neue Leute mitzubringen.
Dass die Öffentlichkeit bisher kaum etwas wahrgenommen hat steht außer Frage.
Größere Aktionen oder Abwechen von der Route wird hoffentlich bald aus der Eigendynamik entstehen, wir sind schließlich erst beim Beginn des großen Protests.
Interessanter Kommentar auf Münchenblogger:
hab mal an der formatierung und am Link gebastelt, der Lesbarkeit halber – bikepunk 089
Auch Luzi-M berichtet, hier geht es mehr um die Ausrichtung der Studienvertretung allgemein, und die Änderung die diese in den letzten Jahren erfahren hat. Auf alle Fälle lesenswert.
hat zwar mit studis nichts zu tun … aber das Video gegen den Faschomarsch am 15.11 ist derber shit:
http://pl.youtube.com/watch?v=fZr5hY7WXbg
ich sach nur: the right to arm bears!
guvkt auch bei demontage.blogsport.de vorbei!
Ein weiterer Luzi-M Bericht, der die ganze Vorbereitung der Demo etwas genauer unter die Lupe nimmt. Luzi-M wissen relativ gut über das Innenleben der Demo-orga Bescheid.